Bock auf Wahl

Stell dir vor, es ist Kommunalwahl und die Wahllisten sind voller junger Menschen -  diese Idealvorstellung gelebter Demokratie lag der Veranstaltung „Bock auf Wahl“ des Stadtjugendrings Reutlingen zugrunde. Die Klasse 10a und Jugendliche aus dem Leistungsfach Politik trafen dort zusammen mit Frau Hammer auf zahlreiche Vertreter*innen des Reutlinger Gemeinderats sowie des Jugendgemeinderats. Entgegen einer Podiumsdiskussion saßen alle gemeinsam in einem Kreis, so dass der Austausch auch auf dieser Ebene besser funktionierte. 

In einer ersten Runde legten die Parlamentarier*innen dar, wie ihre Position zu verschiedenen Themen ist. Beim Thema Verkehr und Mobilität zeigte sich schnell, dass die Positionen unterschiedlich sind. Während Karin Villforth von der CDU betonte, dass man zwar eine autoärmere Innenstadt anstrebe, dies aber ohne Verbote und Einschränkungen und mit Blick auf den Einzelhandel mache, betonte Gabriele Janz von den Grünen und Unabhängigen, dass man gemeinsam Regeln vereinbaren müsse, um eine autoarme Kernstadt zu ermöglichen. Mehr als 140 Radunfälle in Reutlingen pro Jahr zeigen laut Marco Wolz, dass eine Verkehrstrennung die richtige Entscheidung sein könnte, während Jürgen Fuchs von den freien Wählern zwar Rücksicht forderte, aber keinen Zwang sehen möchte.

Beim Thema „Aufenthaltsqualität in der Innenstadt“ waren die zahlreichen Vertreter*innen des Jugendgemeinderats gefragt, denn bei der Jugend ist der Leidensdruck groß. Es fehlten Jugendangebote, Orte, an denen man sich ohne Konsumzwang treffen könne. An diesem Punkt verwies Gabriele Janz darauf, dass junge Menschen im Gemeinderat wichtig seien, um deren Interessen zu vertreten. Helmut Treutlein von der SPD verwies darauf, dass der Bürgerpark ein erster richtiger Ansatz zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität sei, aber noch mehr getan werden müsse, um Kulturveranstaltungen in der Innenstadt zuzulassen. 

Der große Beifall für Friedel Kehrer-Schreiber von den freien Wählern , die auf die Frage, wie man mit den Flüchtlingen umgehen soll, ein engagiertes Plädoyer für Toleranz und Menschenliebe hielt, zeigte, dass es trotz aller Unterschiede gemeinsame fraktionsübergreifende Linien und Verständigung zwischen Jung und Alt gibt.

Die zweite Runde gab den Jugendlichen die Gelegenheit, mit den Gemeinderät*innen ins Gespräch zu kommen. Engagierte Diskussionen zeigten, dass es viel Gesprächbedarf und unterschieliche Ansichten gibt. Auch wenn in vielen Gesprächen die klamme Haushaltslage der Stadt kreativen Ideen einen Dämpfer versetzte, zeigte der Austausch doch, wie wichtig der generationenübergreifende Austausch ist. Zum Abschluss war die Moderatorin als Vermittlerin zwischen den Jugendlichen und erfahrenen Gemeinderät*innen einen Blick auf die Frage, was es denn eigentlich heißt, kommunalpolitisch tätig zu sein. Trotz des von allen eingeräumten großen Zeitaufwands und des Frusts, der angesichts nicht angenommener Anträge entstehen kann, betonten sowohl die Jugendgemeinde*rätinnen als auch die Parlamentarier*innen ihre Freude am Mitwirken und Gestalten der Kommunalpolitik.

Bildergalerie