Ein Vortrag über die Lage im Mittelmeer und an den Außengrenzen Europas

In Zusammenarbeit mit dem Asylpfarramt Reutlingen und der Seebrücke, konnten wir zum Tag der Menschenrechte einen Vortrag - extra für Schulen - über die Lage im Mittelmeer und an den Außengrenzen Europas gewinnen. Geleitet wurde der Vortrag vom ehem. Bundespräsidentschaftskandidaten Gerhard Trabert und Seenotretter Olaf Oehmichen. Die Seebrücke ist eine internationale Bewegung, die sich für sichere Fluchtwege, für ungehinderte Seenotrettung und für ein Ende des Sterbens an den europäischen Grenzen engagiert.

Am Freitag, dem 20. Januar 2023 waren die Klassen 9c und 10a des Johannes-Kepler-Gymnasiums Reutlingen im Rahmen des GK-Unterrichts bei einem Vortrag von Olaf Oehmichen und Dr. Gerhard Trabert in der Reutlinger Christus Kirche.  Der Vortrag basierte auf eigenen Erfahrungen der Seenot-Rettung bei der sowohl Olaf Oehmichen als auch Dr. Gerhard Trabert in ihrer Freizeit aktiv, vor Ort mithelfen. Den ersten Teil des Vortrags übernahm Olaf Oehmichen, der im Sommer 2021 im Mittelmeer hunderten von Flüchtlingen und Migranten das Leben rettete. Er berichtete davon, dass er bis zu 500 Flüchtlinge auf einem Boot unter menschenunwürdigen Umständen zusammengepfercht fand. Diese bekommen aber keine staatliche Unterstützung; so mussten diese beispielsweise einen mehr als 1000 Kilometer weiter entfernten Hafen ansteuern, da der eigentliche Zielhafen die Aufnahme von Flüchtlingen verweigerte. Auf ihrem Weg über das Mittelmeer sind Flüchtlinge zahlreichen Gefahren ausgesetzt und riskieren somit ihr Leben. Tragischerweise starben allein 2016 mehr als 5000 Flüchtlinge bei dem Versuch über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Dr. Gerhard Trabert, ehemaliger Bundespräsidenten- Kandidat berichtete in dem zweiten Vortrag über die Missstände in Flüchtlingslagern und über die Schwierigkeiten mit dem die Retter konfrontiert werden. So erzählte er uns beispielsweise die herzergreifende Geschichte über einen syrischen Flüchtling, der seine Beine durch eine Explosion verloren hatte. Flüchtlinge mit Behinderungen wird häufig vom Staat zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl diese laut dem Grundgesetz als schutzbedürftige ein Recht auf Schutz haben. Dr. Trabert ermöglichte es dem Flüchtling nach mehreren Wochen in den Flüchtlingslagern, nach Deutschland zu kommen. Dieser wurde dort medizinisch behandelt, und nach mehreren Tagen in Deutschland bekam dieser auch einen Arbeitsplatz. Leider ist dies kein Einzelfall! Hunderte Flüchtlinge, die in dem Krieg Körperteile verloren haben oder geistig eingeschränkt sind, stecken nach wie vor in den alles andere als barrierefreien Lagern fest. Auch die medizinische Versorgung in den Lagern ist katastrophal, jedoch um ein Vielfaches besser als in den Kriegsgebieten, aus denen die Flüchtlinge kommen. Am Ende des Vortrags kam unsere Klasse zu dem Fazit wie traurig es ist, dass die europäischen Länder trotz der tausenden Toten zu wenig unternehmen oder sogar aktiv gegen private Hilfsorganisationen vorgehen. Und wir dürfen es nicht mehr zulassen, dass Tausende bei dem Versuch zu flüchten, ihr Leben lassen.