„Das ist kein romantisches Stück, in dem zwei sich verlieben und in den Sonnenuntergang reiten, das ist ein schwieriges, brutales Stück“, so leitete der Schauspieler das Theaterstück „Woyzeck“ ein.
Aus der Sicht der Hauptfigur Franz Woyzeck erzählt das Ein-Mann-Stück die Geschichte eines Soldaten, der von allen Seiten bedrängt und unterdrückt wird. Seine Lebensgefährtin betrügt ihn, sein Hauptmann schikaniert ihn und der Doktor missbraucht ihn für ein zweifelhaftes Ernährungsprojekt.
Eindrücklich verdeutlicht das Stück mit Stimmen aus dem Off die ausweglose Situation von Woyzeck.
Ständig erinnert ihn der unangenehme Ton eines Alarms an seine Pflichten oder Auszüge aus den wissenschaftlichen Experimenten des Doktors verdeutlichen Woyzecks Dasein als Forschungsobjekt. Das in grau und schwarz gehaltene Bühnenbild verstärkt die triste Atmosphäre, in der Woyzeck zurecht kommen muss.
Trotz aller Schwierigkeiten bemüht Franz Woyzeck sich, seine Familie zu ernähren und allen Anforderungen gerecht zu werden. Nach und nach baut sich der Reigen der Unterdrückung auf, bis Woyzeck umzingelt ist von allen als Marionetten dargestellten Menschen, die Forderungen an ihn stellen. Das brutale Ende des Dramas zeigt, dass der getriebene Woyzeck sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als seine Lebensgefährtin zu töten. Das offene Ende nach dem Mord ließ die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe mit ihren Gedanken und Empfindungen zurück. Im anschließenden Gespräch wurde diskutiert, inwiefern Woyzeck Schuld hat oder Opfer der Umstände ist. Auch die Frage, wie es sich anfühlt, einen solchen Menschen zu spielen, führte zu interessanten Überlegungen, inwiefern man auch auf den Rand der Gesellschaft und die Menschen, die die prekären Jobs haben und die aber keine Stimme haben, schauen muss.
Auch heute noch ist das Stück aktuell in Bezug auf die Frage, inwiefern Menschen von äußeren Umständen beeinflusst werden, ob man selbst die Chance hat, sich selbst aus misslichen Lagen zu befreien und inwiefern mangelnde Bildung und fehlerhafte Sprache uns Schwierigkeiten bereiten könnte.
Johannes-Kepler-Gymnasium
Reutlingen